Das alte China war dem alten Europa in technischer Hinsicht vielfach überlegen. Die mächtigen Ströme und der komplizierte Reisanbau zwangen zu ausgefeilten Techniken bei der Bewässerung, beim Dammbau, bei der Anlage riesiger Kanäle, wie etwa des Kaiserkanals, und als Folgen beim Straßen- und Brückenbau. Eine 667 m lange hölzerne Balkenbrücke Überquerte bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. den Fluss Wie bei Xi’an, erste Steinbrücken entstanden im 2. Jahrhundert n. Chr., kurz darauf Zugbrücken und im 7. Jahrhundert Hängebrücken mit Eisenketten. Ebenfalls dem Transportwesen dienten Wagen, ab der Reichseinigung mit standardisierten Spurweiten und verbesserten Deichseln, während im 1. Jahrhundert die Schubkarre erfunden wurde.
Die meisten technischen Entwicklungen entstanden aus konkreter Notwendigkeit. So entwickelte das von Erdbeben geplagte China um das Jahr 132 den ersten Seismographen. Eine einfache Konstruktion: Eine luftdicht verschlossene Bronzevase enthielt eine Säule, die Über einen Mechanismus mit acht von Drachenköpfen geschmückten Armen verbunden war. Die Drachen hielten Kugeln in den Mäulern, die bei einem Beben in das Maul eines Frosches fielen. So konnten Erdbeben zwar nicht vorausgesagt werden, aber immerhin wusste man die Himmelsrichtung, in der sie stattgefunden hatten.
Auch in der Industrie zeigten sich die Chinesen aktiv. Vor 4000 Jahren gab es ausgefeilte Webtechniken, die Seidenraupenzucht und die Produktion von Seidenstoffen blieben lange chinesische Geheimnisse. Auch das Porzellan geht auf chinesische Entwicklungen zurück sowie die Herstellung von Papier ab dem 2. Jahrhundert und das Drucken im Block (8. Jh.), in beiden Fällen weit vor den Europäern.
Und auf eine Erfindung möchten wir heute bestimmt nicht mehr verzichten: Spaghetti, die Marco Polo den mongolischen Küchen abgeschaut haben soll.