Philosophien

Die Bedeutung der Ahnen 

Der Ahnenkult der Chinesin gründet sich auf die Annahme, dass der Mensch zwei Seelen besitzt: Die eine Wird im Augenblick der Empfängnis geschaffen, lebt nach dem Tod bei dem Leichnam im Grab und ernährt sich von den dargebrachten Opfern. Mit dem Zerfall des Leichnams schwindet die Kraft dieser Seele, bis sie schließlich in der Unterwelt, bei den <<Gelben Quellen>>, ein Schattendasein führt. Werden aber keine Opfer dargebracht, kehrt sie als übelwollender Geist auf die Erde zurück und stiftet Unheil. Die zweite, die höhere, geistige Seele entsteht erst der Geburt auf ihrer Himmelsreise wird sie von bösen Mächten bedroht, und darum ist sie ebenfalls auf die Opfer und Gebete der lebenden Nachkommen angewiesen. Werden die Opferungen eingestellt, dann wird diese Seele ebenfalls zu einem bösen Geist. Bringen ihr aber die Hinterbliebenen weiterhin Opfer dar, können sie von der Seele des verstorbenen Ahnen Schutz und konkrete Hilfe erhoffen. Wie Inschriften auf Orakelknochen aus Shang-Dynasie (ca. 1600-1100 v.Chr.) und Bronze-Inschriften aus der Zhou-Zeit (ca.1100 bis 476 v.Chr,)belegen, bestand die Religion des frühen China aus einem Ahnenkult des Hochadels, einem Kult des Hochgottes Di und einem Naturgötterkult. 
Ursprünglich blieb die Ahnenverehrung dem König vorbehalten. Erst einige Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung begannen auch die Bauern, ihre eigenen Ahnen zu verehren. Zunächst glaubte man, die Seele des Ahnen suche sich einen menschlichen Stellvertreter, der während des Opferrituals die Behausung für die Seele sei. Allgemein galt der Enkel des Ahnen als dieser Stellvertreter. Dann wurden vor 2000 Jahren Ahnentafeln als Wohnstätte für die Seele während der Opferhandlung eingeführt. Beim Ahnenopfer brachten König und Adel bis vor 2000 Jahren noch Menschenopfer dar. Im chinesischen Kulturkreis werden bis heute die Ahnen verehrt, und Chinesen in aller Welt bringen ihnen und den Gottheiten noch immer Speiseopfer dar. Die ursprüngliche Volksreligion bezog sich auf die Verehrung von Naturkräften. Später übernahm das Volk aus dem Daoismus den Jadekaiser, der ab 14. Jahrhundert der höchster Gott der Volksreligion wurde. Aus dem Buddhismus des Großen Fahrzeugs stammt die Göttin der Barmherzigkeit, Guanyin. Zu den zahllosen Göttern der chinesischen Volksreligion gehören außerdem Erdgottheiten, jeder Stadt verehrt ihren Stadtgott, zudem gibt es Krankheitsdämonen, Hausgeister, den Herdgott, ja sogar Latrinengöttern ist Aufmerksamkeit zu schenken; die Gottheiten der Ströme und Flüsse gelten als besonders gefährlich. Neben Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus existierte im kaiserlichen China auch noch eine sogenannte buddhistisch-daoistisch Volksreligion.

Der Daoismus

Zentrale Begriffe des Daoismus sind das dao, mit der Grundbedeutung <<Weg>>, <<Pfad>>, der sekundären Bedeutung <<Methode>>, <<Prinzip>>, und das wu wie, manchmal als bloße Passivität definiert, aber doch eher als <<mit der Strömung schwimmen>> zu verstehen. Eng hiermit ist der Begriff de (d.h. Tugend) verknüpft, nicht jedoch im Sinne moralischer Rechtschaffenheit, sondern als Tugend, die sich in der Verwirklichung des dao im tatsächlichen Leben zeigt.
Die Geschehensabläufe der Welt werden durch die Kräfte yan und ying bestimmt. Zum yang rechnet man das Männliche, Starke, Helle, Aktive, den Himmel; das Weibliche, Schwache, Dunkle, Passive und die Erde sind ying. Als Begründer des Daoismus gilt Laozi (was einfach zur <<alter Meister heißt>>. Er lebte in einer Zeit der Krisen und Umwälzungen. Die Daoisten waren zwar gegen die feudale Gesellschaft eingestellt, aber sie engagierten sich nicht unbedingt aktiv für eine neue Gesellschaftsform.
Laozi soll 604 v.Chr. in einem Dorf der Provinz Henan als Sohn einer vornehmen Familie geboren worden sein, zeitweise die Stellung eines Reichsarchivars in der damaligen Hauptstadt Luoyang innegehabt, sich aber dann in die Einsamkeit zurückgezogen haben und 517 in seiner Heimat gestorben sein. Eine berühmte Legende erzählt, dass er, als er den Verfall des Reiches kommen sah, auf einem schwarzen Ochsen China verlassen wollte. Die Fachleute sind über die historische Existenz des Laozi zerstritten. Seit dem 2. Jahrhundert n.Chr. ranken sich um seine Gestalt etliche Legende, so zum Beispiel, dass ein Lichtstrahl ihn gezeugt habe. Seine Mutter habe ihn 72 Jahre unter dem Herzen getragen und dann aus linken Achselhöhle geboren; von Geburt an weißhaarig, habe er durch viele Zauberkünste sein Leben verlängert.
Der Klassiker des Daoismus ist das Daodejing. Heute gilt als sicher, dieses Werk nicht von einem einzigen Autor stammen kann. Die frühesten und zugleich bedeutendesten Nachfolger des Laozi waren Liezi und Zhuangzi. Bei Liezi (5. Jh.v.Chr.) dominiert besonders der Gedanke der Relativität der Erfahrungen und das Streben, mit Hilfe von Meditationsübungen zu einer Erfassung des dao zu gelangen. Zhuangzi (4.Jh.v.Chr.) ist besonders starke Spekulationen und metaphysische Reflexionen des philosophischen Daoismus fanden jedoch beim Volk keinen großen Anklang. Bereits zu Beginn der Han-Zeit (206 v.Chr. – 220 n. Chr.) lässt sich ein volkstümlicher, religiöser Daoismus ausmachen. Als auch der Buddhismus immer mehr an Popularität gewann, kam es zwischen ihm und dem Daoismus zu gegenseitigen Entlehnung er Postulate, ja sogar zu einen Verschmelzungsprozess. Das große Paradies der Daoisten dachte man sich wie das der Buddhisten im Kunlun-Geirge, im Äußersten Westen Chinas, daher der Name <<Westliche Paradies>>. Es wird verwaltet und regiert von der Königin-Mutter des Westens (Xiwangmu) und ihrem Gemahl, dem königlichen Fürsten des Ostens (Dongwanggong). Auch die Vorstellung der Hölle haben die Daoisten fast unverändert aus dem Buddhismus übernommen.

Konfuzius und seine Lehre

Während Laozi im Süden Chinas auftrat, lebte Konfuzius im Norden des Landes. Dao und de finden sich auch beim ihm als zentrale Begriffe. Seit mehr als zwei Jahrtausenden haben die Gedanken des Konfuzius den chinesischen Kulturkreis geprägt. Es ist nicht ganz unumstritten, ob es ich beim Konfuzianismus um eine Religion im strengen Sinne handelt. Aber Konfuzius wurde als Gottheit verehrt, wenn er auch erst 1906 offiziell durch ein kaiserliches Edikt dem Himmelsgott gleichgestellt wurde; man brachte ihm in China bis zum Jahr 1927 Öffentliche Opfer dar. Der Kontuzium-Schüler Menzius beschreib die Nöte der Zeit, in der Konfuzius geboren worden war, wie folgt: <<Weise Herrscher erheben sich nirgends und Fürsten der Staaten lassen ihren Lösten die Zügel schließen. In ihren Ställen stehen fette Tiere und in ihren Marställen fette Pferde, aber ihr Volk sieht hungrig aus, und auf ihren Feldern gibt es Menschen, die Hungers sterben.>>
Konfuzius stammte aus einem verarmten Adelsschlecht, das im Staate Lu (beider heutigen Ortschaft Qufu im Westen der Provinz Shandong) ansässig war, und bemühte sich zeit seines Lebens um Ämter bei verschiedenen Lehnfürsten, allerdings ohne Erfolg. So zog er mit seinen Schülern umher und lehrte sie seine Ideen. Insgesamt 3000 Schüler sollen ihm gefolgt sein, darunter 72 Hochbegabte, denn man noch heute besondere Verehrung entgegenbringt. Konfuzius lehrte vor allem überlieferte Literatur, Riten und Musik. Viele seiner Schüler wurden Verwalter einer Stadt oder Domäne.
Konfuzius gilt als Gründer des Gelehrtenturms in China. Das chinesische Wort ru, das in der Regel mit <<Konfuzianer>> übersetzt wird, bedeutet eigentlich <<Sanftmütiger>>, worunter man einen kultivierten Menschen verstand. Konfuzius zeichnete seine Philosophie nicht in Buchform auf. Seine Moralphilosophie muss daher aus Fragmenten seiner „Äußerungen zu verschiedenen Anlässen rekonstruiert werden.